Quercus

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Inhaltsverzeichnis

Quercus — Eiche

Bearbeitet von Wolfgang Willner, mit Beiträgen von Franz Starlinger und Friedrich Ehrendorfer


Etymologie: Quercus: lat. quercus: sommergrüne Eiche (die immergrünen, mediterranen heißen ilex bzw. suber bzw. aesculus). – Eiche: altgerm. Baumname, ahd. eih, mhd. eich(e).


Bäume [od. Sträucher], laubwerfend [od. immergrün]; ♂ Blüstd am Grund der Jahrestriebe in den Achseln von NiederB, hängend, Scheinähren; ♂ Blüten einzeln; PerigonB 4–8; StaubB 4–8(–12?); ♀ Blüstd in den Achseln von LaubB, aufrecht, Scheinähren od. Knäuel, wenigblütig; ♀ Blüten einzeln (in 1-blütigen Dichasien); PerigonB 6; FrB 3; Nuss am Grund von der becherförmigen, beschuppten Cupula umschlossen. — Windbestäubung; Säugetier- u. Vogelausbreitung (bes. Eichelhäher) — x = 11, 12 — ca. 400 Arten, temp. bis trop. (fast ausschließlich nordhem.); in Eur. ca. 20 Arten — CAMUS (1936–1954), SCHWARZ (1936–1939), NIXON (1993), BUSSOTTI & GROSSONI (1997).


Tax. Anm.: Die drei heimischen Arten von Quercus sect. Quercus (Qu. pubescens, Qu. petraea, Qu. robur) sind voneinander genetisch nur schwach differenziert und durch Hybridschwärme verbunden, wobei aber nicht alle Kombinationen gleich häufig sind – so ist die Kombination ♀ Qu. robur × ♂ Qu. petraea wesentlich häufiger als ♀ Qu. petraea × ♂ Qu. robur . Im Gegensatz zur Kern-DNA, deren Variabilität im Wesentlichen mit den Grenzen der morphologisch und ökologisch charakterisierten Arten parallel geht (SAMUEL et al. 1995, MUIR et al. 2000), zeigt die Chloroplasten-DNA innerhalb Europas eine von den Artgrenzen gänzlich unabhängige Differenzierung in drei geographische Typengruppen, welche offenbar den nacheiszeitlichen Einwanderungslinien entsprechen. Die österreichischen Populationen gehören weitgehend der östlichen, von der Balkanhalbinsel ausgehenden Linie an (FERRIS et al. 1998). Als Erklärung dieses verblüffenden Befunds wird vermutet, dass Mittel- und Nordeuropa zunächst von der standörtlich anspruchsloseren, aber effektiver durch Eichelhäher ausgebreiteten Qu. robur besiedelt wurde, während Qu. petraea in einer zweiten, von Pollen getragenen Einwanderungswelle zunächst bloß als Hybride erschien (zu Qu. pubescens liegen diesbezüglich noch keine ausreichenden Daten vor). In Folge asymmetrischer Hybridisierung (siehe oben) und gerichteter Selektion formte Qu. petraea bald wieder ± reine Populationen und verdrängte Qu. robur weitgehend von den ihr zuträglichen Standorten (PETIT et al. 2004). Paradoxerweise scheint der aktuelle Genfluss zwischen Qu. robur und Qu. petraea relativ gering zu sein (MUIR & SCHLÖTTERER 2005).


Achtung.png Techn. Hinweise: Zur Beurteilung der LaubB-Merkmale sollten möglichst LaubB aus dem Kronenbereich, bevorzugt solche von blühenden od. fruchtenden Zweigen, herangezogen werden. – Angaben über die Behaarung der LaubB-Unterseite beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf die Flächenbehaarung und nicht auf die Haare auf den Nerven u. in den Nervenwinkeln. (Anm.: Die „Sternhaare“ sind morphologisch eigentlich Büschelhaare!) – Als Buchtennerven werden Seitennerven bezeichnet, welche nicht, wie gewöhnlich, gegen die Spitze eines LaubBAbschnitts, sondern gegen die Buchten zu laufen (und sich meist am oberen Rand der Bucht verlieren).


Gattungsgliederung

subgen. Quercus (= subgen. Lepidobalanus)
Endokarp kahl
sect. Cerris
Cupula mit großen, verlängerten Schuppen; Fr im 2. Jahr reifend

sect. Quercus (= sect. Robur)
Cupula mit kleinen Schuppen; Fr im 1. Jahr reifend

[subgen. Erythrobalanus]
Endokarp behaart

  • [Qu. rubra]


Schlüssel der Arten

1 Borke auffällig breit-längsrissig (Risse ca. 3–5 cm voneinander entfernt); Winterknospen am Grund von schmal-linealischen NebenB umgeben; NebenB meist 2 Jahre od. länger erhalten bleibend; LaubBSpreite unterseits dicht mit winzigen, (4–)7–9-strahligen, nicht abreibbaren Sternhaaren besetzt; LaubBAbschnitte meist ± dreieckig, spitz bis kurz bespitzt; Cupula mit ca. 5–10 mm lg, pfiemlichen, abstehenden Schuppen; Fr erst im 2. Jahr reifend (Fr-tragende Zweigabschnitte daher nicht beblättert).
15–35 m hoher Baum; junge Zweigachsen dicht behaart; Winterknospen # mm lg, locker behaart ( Ohwell.png ); LaubBStiel (5–)8–15(–25) mm lg, dicht behaart; Spreite (3–)6–14(–18) cm lg u. 2–12 cm br, am Grund gerundet bis verschmälert, beiderseits mit 4–10 Abschnitten (selten mit Sekundärlappen), Buchtentiefe extrem variabel, Buchtennerven meist fehlend; Spreite zuletzt etwas ledrig, oberseits anfangs sternhaarig, später verkahlend; unterseits bleibend sternhaarig (Strahlen der Sternhaare 0,1–0,2 mm lg); FrStand sitzend bis 2 cm lg gestielt; Cupula 1,5–2,5(–3) cm Ø; Fr 2–3,5(–4,5) cm lg.
Qu. cerris
 
Borke nicht auffällig breit-längsrissig (Risse ca. 1–2 cm voneinander entfernt); Winterknospen am Grund nicht von NebenB umgeben; NebenB hinfällig; LaubBSpreite unterseits kahl od. fast kahl (= höchstens locker mit 1–4-strahligen Haaren besetzt) od. ± dicht mit 4–5(–7)-strahligen, leicht abreibbaren Sternhaaren besetzt; LaubBAbschnitte meist ± abgerundet; Cupula mit ca. 1–2 mm lg, eiförmigen bis lanz., ziegeldachig angepressten Schuppen; Fr im 1. Jahr reifend (Fr-tragende Zweigabschnitte daher beblättert).
2


2 LaubBStiele u. junge Zweigachsen dicht flaumhaarig; LaubBSpreite unterseits kraus weichhaarig mit 4–5(–7)-strahligen Haaren (Strahlen der Sternhaare 0,3–0,4 mm lg), später oft verkahlend.
2–20 m hoher Baum; Winterknospen # mm lg, dicht flaumhaarig ( Ohwell.png ); LaubBStiel 3–15 mm lg, dicht behaart; Spreite 4–8(–12) cm lg u. 3–6(–8) cm br, am Grund schwach herzförmig bis verschmälert, beiderseits mit 4–10 Abschnitten (oft mit Sekundärlappen), Buchtentiefe sehr variabel, Buchtennerven meist fehlend (od. höchsten im unteren Drittel); Spreite oft stark uneben, ± wellig, oberseits anfangs flaumhaarig, später verkahlend; FrStand sitzend bis 2 cm lg gestielt; Cupula 0,5–1,5 cm Ø, mit eiförmigen bis schmallanz., freien Schuppen, diese ohne Höcker; Fr 0,8–2(–4?) cm lg.
Qu. pubescens (s. lat.)
Anm.: Zum taxonomischen Status von "Qu. virgiliana" vgl. die Anmerkung bei der Art.
 
LaubBStiele u. junge Zweigachsen kahl od. spärlich behaart; LaubBSpreite unterseits kahl od. höchsten locker mit 1–4-strahligen Haaren besetzt (Strahlen der Sternhaare ca. 0,1 mm lg).
3



3 LaubBStiel (10–)15–25(–30) mm lg; Spreite am Grund gerundet bis verschmälert, nicht geöhrt; Buchtennerven meist fehlend (od. höchsten im unteren Drittel); Spreite unterseits mit (1–)2–4-strahligen Sternhaaren besetzt, nie völlig verkahlend (wirklich? Ohwell.png ), in den Nervenwinkeln mit längeren Haaren; FrStand sitzend bis 2 cm lg gestielt; Cupula-Schuppen eilanz., frei (aber dicht angepresst!), braun.
10–30(–40) m hoher Baum; Winterknospen # mm lg, bewimpert, länger u. spitzer als bei Qu. robur ( Ohwell.png ); Spreite 6–12(–16) cm lg u. 5–7(–10) cm br, beiderseits mit (4–)5–8(–10), meist ziemlich regelmäßigen Abschnitten, Sekundärlappen sehr selten; Buchten meist nicht sehr tief, die tiefsten in od. unterhalb der Mitte; Spreite oberseits stets völlig kahl; Cupula 1–2,5 cm Ø, Fr 1–3,5 cm lg.
Qu. petraea (s. lat.)
Anm.: Zum taxonomischen Status von "Qu. dalechampii" u. "Qu. polycarpa" vgl. die Anmerkung bei der Art.
 
LaubBStiel 2–5(–8) mm lg; Spreite am Grund herzförmig, meist deutlich geöhrt; Buchtennerven meist vorhanden; Spreite unterseits anfangs mit einfachen Haaren besetzt, später völlig verkahlend (wirklich? Ohwell.png ), in den Nervenwinkeln kahl; FrStand 2–4(–8) cm lg gestielt (Gesamtlänge bis 12 cm u. mehr); Cupula-Schuppen bis auf die dreieckige bis längliche, häutige Spitze verwachsen, grau (Spitze braun).
15–40(–45) m hoher Baum; Winterknospen # mm lg, kahl (?), kürzer u. stumpfer als bei Qu. petraea ( Ohwell.png ); Spreite 8–15(–#?) cm lg u. 3–10 cm br, beiderseits mit 4–6(–7), meist sehr ungleichen Abschnitten, Sekundärlappen nicht selten; Buchten oft sehr tief, die tiefsten etwas oberhalb der Mitte; Spreite oberseits stets völlig kahl; Cupula 1–2,5 cm Ø, Fr 1–3,5 cm lg.
Qu. robur


Weitere in Österreich kultivierte Sippen

Qu. rubra — Rot-Ei. — LaubBStiel 25–50 mm lg, Spreite 12–22 cm lg, beiderseits mit 3–5 grannig zugespitzten, unregelmäßig scharf gezähnten Abschnitten. — Heimat: Östl. N-Am.


Hybriden

(vgl. auch tax. Anm. am Beginn der Gattung)

Qu. petraea × Qu. pubescens = Qu. ×calvescens (= Qu. ×streimii ): zstr
Qu. petraea × Qu. robur = Qu. ×rosacea  : zstr? Ohwell.png
Qu. pubescens × Qu. robur = Qu. ×bedaei (= Qu. ×pendulina ): slt? Ohwell.png

Angaben über mutmaßliche Hybriden mit Qu. cerris können nicht bestätigt werden.


Quercus
Quercus.jpg
Systematik
Familie: Fagaceae

Nomenklatur & Synonymie







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